Schloß Wekerle,
ehmalige Gut Beleznay, Wekerle

Das Gut Wekerle (Wekerle-major auf ungarisch) und das Dánoser Gut war aufgrund seiner guten Lage und des auf dem Anwesen befindlichen Sees bereits zu Zeiten König Arpáds bewohnt. Ihren Namen erhielt die Region sehr wahrscheinlich von einem Großgrundbesitzer Namens “Dán”. Im 18. und 19. Jahrhundert befand sich hier das Gut Beleznay. An die Beleznay-Kurie, in der der jeweilige Gutsverwalter des Dánoser Besitzes wohnte, knüpft sich eine liebenswerte Geschichte. Der Oberdánoser Wirtschaftswalter der Grafen Beleznay, János Gaylhoffer heiratete 1828 Erzébet Wéber, die verarmte Kusine des Grafen. Die Kurie, in die sie einzogen, hat damals also schon gestanden.

Die eingeschossige Kurie war im klassizistischen Stil in einer L-Form mit 7 Zimmern gebaut. Die Wirtschaftsgebäude und Unterkünfte für die Bediensteten erstreckten sich gegenüber der Kurie. An der inneren L-förmigen Seite der Kurie befand sich ein Säulengang, bestehend aus 10 unregelmäßig angeordneten Säulen, an den Ecken gar aus doppelten Säulen. Der eine Sohn des Ehepaars, János Gaylhoffer Junior und sein Schwager János Böhm waren im Freiheitskampf von 1848/49Kampfgefährten von Sándor Petőfi’s jüngeren Bruder István. So kam István Petőfi 1857 als Erzieher der zwei kleinsten Gaylhoffer Kinder nach Dános. Nachdem er sich aber hoffnungslos in die Tochter des Grundbesitzers verliebte, mußte er das Gut verlassen, da ihr Vater sie bereits einem reichen Großgrundbesitzer zur Frau versprochen hatte. Petőfi gelangte indes als Wirtschaftswalter nach Csákóra (Burgkomitat Békes), wo er so gut verdiente, dass er ein Gut mit 400 Morgen erwerben konnte. So bestand dann auch kein Hindernis mehr, dass der zum mittelgroßen Grundbesitzer avancierte Petőfi Antónia Gyalhoffer ehelichte. Die Ehe dauerte indes aber nur 8 Wochen, nachdem die junge Frau wegen der Untreue ihres Mannes für immer aus Csákora wegzog. Nur zu Petőfis Beerdigung 1880 kehrte sie noch einmal zurück. Als Ministerpräsident Sándor Wekerle das Dánoser Gut kaufte, gehörte auch die ehemalige Beleznay Kurie dazu. Er baute an die Kurie das eingeschossige, quadratische Schloß im historischen Stil Ende des 19. Jahrhunderts. An der Hauptfront hebt sich in der Mitte der 8-eckige Turm hervor, im Erdgeschoss die mächtigen Fenster.

Sándor Wekerle war fünfmal Finanzminister, später der erste bürgerliche Ministerpräsident Ungarns. Kaiser Franz Josef, später Karl der IV. beauftragten Welerle dreimal mit der Regierungsbildung (1892-95, 1906-1910, 1917-1918). Ferenc Herceg hat Wekerle treffend beschrieben: “Seinem Äußeren nach glich er einem Manchesterer Großindustriellen, aber einem, mit einem außerordentlichen großzügigen Stil, liebenswürdig und geistreich. Er hatte den Ruf der Heilsbringer Ungarns zu sein und wirklich, ihm gelang alles, was er anfasste. Als Finanzminister hatte er die Finanzen des Staatshaushaltes so gut saniert, dass die Bilanz mit Überfluss schloss; – vorteilhaft konvertierte er die Staatsschulden, führte die Goldwährung ein und zwang Österreich seinem Beispiel zu folgen. Er sorgte für die Verbesserung der öffentlichen Sicherheit und für die Gewissheit, dass auch Ungarn so hervorragende Männer hat. Wer ihn nur als Kopf der Koalition sah, kannte nicht den wirklichen Wekerle. Er war ein unglaublich kluger Mann. Obwohl er sehr studiert war und viel wusste, war sein Geist frei, ihn banden keine Dogmen und Grundsätze. Wirkliche Freundschaft hat er wohl nicht gekannt, er stand aber mit der ganzen Welt auf gutem Fuß und wurde von Allen geliebt und bewundert.”

Das Schloß und der ganze Besitz fiel nach 1945 in die Hände der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft; – es war die erste LPG Ungarns, die das Gut als Gärtnerei, (Studenten-)Wohnheim und zu vielem Anderen nutzte. Mit der Zeit verschlechterte sich der Zustand des Schlosses stark, vor allem nach dem Systemwechsel 1989. Eine sog. “Kastély-Club Kft. brachte das Gut in betrügerischen Konkurs und gab es der Zerstörung preis. Ein Budapester Unternehmer, der sich mit den Banken einigte, war der nächste Eigentümer, dessen Ziel die Weiterverwertung war. Von diesem konnte das Gut erworben, und der Wiederaufbau begonnen werden.